NORIS / TUB Ehemaligentreffen
"Was bleibt von NORIS und Prüfungsordnung B?"

Zusammenfassung einer Diskussion am Samstag, 20. September 1997 um 11 Uhr an der TU Berlin.

Bernd Mahr, Prodekan des Fachbereichs Informatik, begrüßt ca. 35 Personen und erklärt, daß viele seiner Kollegen wegen Urlaubs oder Tagungsbesuchen verhindert seien. So ist seitens der TU Berlin nur noch Horst Bamberg, Leiter der Fachbereichsverwaltung, vertreten.

Von den damaligen Initiatoren von NORIS sind Klaus Peter Löhr (FU Berlin) und Ernst Denert (sd&m München) anwesend. Berthold Hoffmann erläutert, daß das Thema dieses Treffens kurzfristig von Ernst Denert angeregt wurde. Zu diesem Thema, Was bleibt von NORIS und Prüfungsordnung B? entspinnt sich eine lebhafte Diskussion.

PO B

Als Essentials der Prüfungsordnung B, nach der von 1997 bis 1978 (?) studiert werden konnte, werden genannt: Es wurde die Meinung geäußert, die Boolesche Benotung habe dem Ansehen der Berliner Informatik geschadet. Von den anwesenden Absolventen hat sich aber keiner dadurch hinsichtlich seiner Berufsaussichten benachteiligt gefühlt.

Unbeschränkte Wiederholbarkeit von Prüfungen war wohl weniger essentiell, denn praktisch wurden Prüfungen nur ganz selten mehr als zweimal wiederholt, wie es in anderen Ordnungen vorgesehen ist.

Mit der Freiheit der geringen Pflichtstundenzahl konnten schon damals nicht alle Studierenden umgehen (und heute könnten das wohl noch weniger).

Gruppen-Diplomarbeiten werden nach wie vor als wichtig angesehen; sie sind inzwischen in vielen Prüfungsordungen möglich. Aus ähnlichen Gründen wird die Gruppenarbeit in Tutorien positiv bewertet.

NORIS

Und dies waren die "Säulen" von NORIS, dem "Neu orientierten Informatik-Studienplan" fürs Grundstudium: Dabei sollten die Querbezüge zwischen den Säulen den Studierenden transparent gemacht werden. (Das ist besonders bei der Mathematik nicht immer so gut gelungen.) Eine Fortsetzung von NORIS ins Hauptstudium kam nie zustande.

An der TU Berlin wurde NORIS 1983 (?) abgeschafft. (Unter anderem wurden die Säulen Algorithmen und Rechnerorganisation verschmolzen.) Gerade wird darüber nachgedacht, es wieder einzuführen.

Die Struktur des Grundstudiums erscheint den Anwesenden nach wie vor sinnvoll, auch wenn aus heutiger Sicht die Inhalte modifiziert und ergänzt werden müßten. Hervorgehoben wird, daß die Auseinandersetzung mit den "gesellschaftlichen Implikationen" der Informatik (nicht nur im Informatik-Seminar, sondern auch in den anderen Veranstaltungen) dazu beigetragen hat, eine kritische Sicht auf die Informatik zu gewinnen.

Wo steht die Informatik heute?

NORIS wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Informatik als Fach noch überhaupt nicht etabliert war, sondern vielerorts noch als Anhängsel der Mathematik oder Elektrotechnik verstanden wurde. Heute ist die Informatik als Disziplin und Beruf etabliert. Gemessen an ihrer gesellschaftlichen Bedeutung ist ihr Einfluß auf wirtschatftliche und politische Entscheidungen jedoch gering. (Das ist bei anderen Ingenieurwissenschaften allerdings nicht anders.)

Es gibt aber immer noch kein breites Einverständnis darüber, was zu einer Informatik-Ausbildung gehört. Kommt es darauf an, alle Trends und Moden der Informatik (Künstliche Intelligenz, neuronale Netze, ...) in die Studienpläne aufzunehmen? Gibt es eine Informatik, oder viele "Bindestrich-Informatiken" (Wirtschaftsinformatik, medizinische Informatik usw.), die auf Anwendungen zugeschnitten sind?

Es scheint weitgehende Übereinstimmung darüber zu herrschen, das die konkreten Studienschwerpunkte und Anwendungsgebiete im Hauptstudium nicht so wichtig sind, weil im Berufsleben oft andere, sich veränderende Spezialkenntnisse und Anwendungen benötigt werden.

Das spricht für eine gründliche Ausbildung in Kerngebieten der Informatik. Darüber hinaus werden als Lernziele für das Informatikstudium genannt:

Kontakt zu den Absolventen

Bernd Mahr berichtet vom Bestreben des Fachbereichs Informatik, regelmäßigen Kontakt zu seinen AbsolventInnen herzustellen. Einerseits wird daran gedacht, Weiterbildungsangebote für AbsolventInnen anzubieten. Andererseits könnten die AbsolventInnen den StudentInnen und MitarbeiterInnen die Berufspraxis und die fachlichen Anforderungen der Praxis nahebringen. Vielleicht könnten diese Aspekte auch kombiniert und im Rahmen der beruflichen Weiterbildung angeboten werden.

Für diesen Zweck ist Bernd Mahr an der Adressenliste für das Ehemaligentreffen interessiert. Er regt auch an, daß diese Initiative im Rahmen der "Gesellschaft der Freunde der TU Berlin", deren Geschäftsführer er ist, fortgeführt werden könnte.

Diese Zusammenfassung ist subjektiv, und deshalb vermutlich unvollständig. Anregungen aller Art sind daher willkommen!


(Berthold Hoffmann, 21. 10. 1997)