Laue Luft kommt blau geflossen, Frühling, Frühling, soll es ein! Waldwärts Hörnerklang geschossen, muntger Augen lichter Schein; und das Wirren bunt und bunter wird ein magisch wilder Fluß, in die schöne Welt hinunter lockt dich dieses Stromes Gruß. Und ich mag mich nicht bewahren! Weit von euch treibt mich der Wind, auf dem Strome will ich fahren, von dem Glanze selig blind! Tausend Stimmen lockend schlagen, hoch Aurora flammend weht, fahre zu! ich mag nicht fragen, wo die Fahrt zu Ende geht!
Posthorn, wie so keck und fröhlich, brachst du einst den Morgen an, vor mir lags so frühlingsselig, daß ich still auf Lieder sann. Dunkel rauscht es schon im Walde, wie so abendkühl wireds hier, Schwager, stoß ins Horn - wie balde sind auch wir im Nachtquartier!
Was weckst du, Frühling, mich von neuem wieder? Daß all die alten Wünsche auferstehen, geht übers Land ein wunderbares Wehen; das schauert mir so lieblich durch die Glieder. Die schöne Mutter grüßen tausend Lieder, sie wieder jung im Brautkranz süß zu sehen; der Wald will sprechen, rauschend Ströme gehen Najaden tauchen singend auf und nieder. Die Rose seh ich gehn aus grüner Klause und, wie so buhlerisch die Lüfte fächeln, errötend in die laue Luft sich dehnen. So mich auch ruft ihr aus dem stillen Hause - und schmerzlich nun muß ich im Frühling lächeln, versinkend zwischen Duft und Klang vor Sehnen.
Faust: ... Betrachte, wie in Abendsonne-Glut Die grünumgebnen Hütten schimmern. Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt, Dort eilt sie hin und fördert neues Leben. O daß kein Flügel mich vom Boden hebt, Ihr nach und immer nach zu streben! Ich säh im ewigen Abendstrahl Die stille Welt zu meinen Füßen, Entzündet alle Höhen, beruhigt jedes Tal, Den Silberbach in goldne Ströme fließen. Nicht hemmte dann den göttlichen Lauf Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten; Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten Vor den erstaunten Augen auf. Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken; Allein der neue Trieb erwacht, ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken, Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, Den Himmel über mir und unter mir die Wellen. Ein schöner Traum, indessen sie entweicht. Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht Kein körperlicher Flügel sich gesellen. Doch ist es jedem eingeboren, Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, Wenn über uns, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche singt; Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler ausgebreitet schwebt Und über Flächen, über Seen Der Kranich nach der Heimat strebt. Wagner: Ich hatte selbst oft grillenafte Stunden Doch solchen Trieb hab ich noch nie empfunden. ...